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Celler Bohrservice-Branche an einem Tisch

Treffen mit den Geschäftsführern und Betriebsräten der Bohrservice-Branche in Celle. Foto: Möller

Auf Einladung des heimischen Bundestagsabgeordneten Henning Otte kam sein Kollege Karsten Möring (beide CDU) als Berichterstatter für Fracking im Ausschuss für Umwelt, Bau und Reaktorsicherheit im Deutschen Bundestag zu Gesprächen in Betriebe der Bohrservice-Branche nach Celle – zusammen mit dem Celler Landtagsabgeordneten Thomas Adasch (CDU).

Bei Gesprächen mit den Geschäftsleitungen der Firmen ITAG und Baker Hughes sowie anschließend mit den Geschäftsführern und Betriebsratsvorsitzenden weiterer heimischer Betriebe der Bohrservice-Branche wurden die Probleme benannt, die politische Situation erläutert sowie Handlungsoptionen in der näheren Zukunft erörtert.

Bei ITAG stand am Anfang die Firmenpräsentation mit Daten und Zahlen, aber auch Aktivitätsfeldern vom Gerhard Lunow, dem Finanzchef der ITAG-Gruppe und dem Hauptgeschäftsführer der Gruppe, Herrn Joachim West. „Die niedrigen Rohölpreise, das Russlandembargo und die unsichere Lage bei der Fracking-Gesetzgebung haben bereits viele qualifizierte Arbeitsplätze in Celle gekostet.“ Es habe ein massives Entlassungsprogramm gegeben und in den am stärksten betroffenen Firmenbereichen bestehe Kurzarbeit. Wegen defizitärer Ergebnisse bestehen Engpässe bei neuen Investments. Doch auch die Stadt Celle ist Leidtragende der Schwierigkeiten der Branche, da jeder dritte Arbeitsplatz von diesem Gewerbe abhänge und die Gewerbesteuer wegbreche. Auch dem Land Niedersachsen fehle der Förderzins in dreistelliger Millionenhöhe.

Möring betonte, dass den Befürchtungen von Teilen der Bevölkerung beim Thema Fracking längst Rechnung getragen wurde. Es dürfe nach dem geplanten Gesetzentwurf, der seit Sommer 2015 vorliege, kein Chemiemix mehr als Frack-Flüssigkeit genutzt werden. Es dürfen nur ungefährliche Stoffe verwandt werden oder welche mit geringem wassergefährdendem Potenzial. Dies gelte mit Inkrafttreten auch für das konventionelle Fracking, das seit Jahrzehnten in Deutschland und insbesondere in Niedersachsen problemlos angewandt wurde. Das umstrittene Lagerstättenwasser müsse zukünftig in die Gesteinsschichten zurückgeführt werden, woher es stamme. Bei dem in der Kritik stehenden unkonventionellen Fracking im Schiefergestein fallen diese Stoffe allerdings praktisch nicht an. Bohrungen im Umfeld von Wasserversorgern, Brauereien und Mineralbrunnen werden ausgeschlossen.

Die Firmenspitze von ITAG drang darauf, dass das Gesetzespaket so schnell wie möglich verabschiedet werde. Dem stimmten die politischen Vertreter der CDU zu und hofften auf eine Verabschiedung bis zum Sommer 2016. Otte und Möring verwiesen auf die Gefahr, dass das Gesetz ansonsten in den Bundestagswahlkampf gezogen werde. Allerdings habe sich die SPD-Fraktion immer noch nicht zu einer Zustimmung durchringen können, auch wenn der Entwurf aus den SPD-geführten Umwelt- und Wirtschaftsministerien komme.

Bei Baker Hughes begrüßte Geschäftsführer Johannes Witte die Gäste. Bevor die branchenspezifischen Schwierigkeiten erörtert wurden, präsentierte Herr Witte Entwicklungserfolge der Firma am Celler Standort. So sei das Richtbohren hier entwickelt worden. Heute könne man kilometerweit horizontal bohren. Täglich arbeite man an Neuerungen, so auch an Elektronik, die über 150 Grad Celsius standhalte. Damit können geologische Lagerstättenverhältnisse noch besser als bislang erfasst werden. Ein besonderes Anliegen ist Baker Hughes die Ausbildung. So sei man stolz auf gegenwärtig 95 Auszubildende und Studenten am Standort Celle. Doch habe auch diese Firma ihre Mitarbeiterzahl wegen des schwierigen Marktumfeldes erheblich reduzieren müssen, da die Umsatzzahlen signifikant gesunken seien. Dagegen sehe man der geplanten Übernahme durch Halliburton zuversichtlich entgegen.

Ein Rundgang durch die Hallen von Baker Hughes bestätigte den Eindruck: 3-D-Drucker, ein 10x10x10 m-Wasserbecken zur Erforschung von Schallübertragung, spezielle Öfen und Frästechnik für hochlegierte Stähle haben längst Einzug in die Arbeit gefunden. Es wird feinste Mikroelektronik entwickelt und angewandt – einschließlich der Produktion von sensibler Steuerungstechnik im Bohrloch.

Beim anschließenden Gespräch mit den Geschäftsführern und den Betriebsratsvorsitzenden der heimischen Bohrservice-Branche, sowie Herrn Wolfgang Genannt von GeoEnergy wurde noch einmal der dringende Handlungsbedarf thematisiert. Seit mehreren Jahren warte man auf klare politische Vorgaben zum Fracking. Verschärfte Umweltauflagen – wie sie im Gesetzentwurf vom Sommer 2015 stehen – sind aus wirtschaftlicher Sicht akzeptabel. Ziel müsse eine zeitnah verabschiedete, abschließende Regelung für Bohrungen in allen Gesteinsarten sein.

Ein Parlamentsvorbehalt trotz zuvor entscheidender wissenschaftlicher Expertenkommission wäre nicht tragbar, da sie ein ideologisches Einfallstor wären. Damit würden Bohraktivitäten in Deutschland unmöglich gemacht. Die Abhängigkeit zu russischem Gas würde weiter wachsen. Alle Seiten waren sich einig, dass Schiefergas das einzige ist, das der Versorgung langfristig dienen kann. Mit der Förderung in Deutschland könnte zumindest die Versorgung von Prozesswärme – beispielsweise in der chemischen Industrie – sichergestellt werden. Würde dagegen das Verfahren faktisch unmöglich gemacht, würde damit eine technische Schlüsselindustrie kaputtgemacht, und weitere tausende Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel. Das Know-how ginge unwiederbringlich verloren.

Für die Akzeptanz in der Bevölkerung sei es wichtig, aufzuklären und sachorientiert die Fakten darzulegen, betonten Karsten Möring und Henning Otte. „Wir sind für eine schnelle Verabschiedung des vorliegenden Gesetzentwurfes, da ansonsten das alte Recht gilt, in dem weder Umweltverträglichkeitsprüfung, noch Expertenkommission vorgesehen sind. Jetzt gilt es, zur Sicherung der Arbeitsplätze, endlich Rechtssicherheit zu schaffen.“

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